Genealogische Primär- und Sekundärquellen


 

Standesamtsregister, Zivilstandsregister und Kirchenbuchzweitschriften

 

Die Führung der Standesregister (Taufen, Trauungen und Sterbefälle) oblag in früherer Zeit ausschließlich den zuständigen Pfarrern der beiden großen christlichen Kirchen. Nach den Bestimmungen des am 1. Juni 1794 in Kraft getretenen Preußischen Allgemeinen Landrechts ("Allgemeines Landrecht für die preußischen Staaten") waren die Pfarrer verpflichtet, neben den normalen Kirchenbüchern Zweitschriften zu führen und diese jährlich bei den zuständigen Gerichten, zunächst die Patrimonialgerichte (bis 1848), dann die Kreisgerichte (bis 1879), abzuliefern. Diese rechtliche Situation hat in den preußischen Staaten dem Grunde nach bis zum 30. September 1874 bestanden; sie erfuhr nur in der Zeit von 1808 bis 1814 für einen Teil der Provinz Westpreußen (den "Freistaat Danzig" und die zum Herzogtum Warschau geschlagenen westpreußischen Landesteile) durch Einführung des französischen Gesetzbuches ("Code Civil") eine Unterbrechung, das die Führung von Zivilstandsregistern vorsah.

Die Gerichte waren unmittelbar für die Beurkundung von Personenstandsfällen von Juden und von Personen zuständig, die nicht der evangelischen oder der katholischen Kirche angehörten. Die Führung dieser sogenannten "Dissidentenregister" wurde durch die Preußische Verordnung vom 30. März 1847 und das Preußisches Gesetz vom 23. Juli 1847 eingeführt.

Am 9. März 1874 wurde dann das "Gesetz über die Beurkundung des Personenstandes und die Form der Eheschließung" erlassen. Durch dieses Gesetz wurde für die preußischen Staaten ab 1. Oktober 1874 die obligatorische Zivilehe eingeführt und die Führung der Personenstandsregister nunmehr den staatlich bestellten Standesbeamten zugewiesen. An die Stelle dieses zunächst auf Preußen beschränkten Gesetzes trat dann das "Reichsgesetz über die Beurkundung des Personenstandes und die Eheschließung" vom 6. Februar 1875, mit inhaltlich identischen Regelungen, wodurch mit Wirkung vom 1. Januar 1876 die Standesämter und die standesamtliche Registerführung im gesamten Gebiet des früheren Deutschen Reiches eingeführt wurden.

Die erhalten gebliebenen standesamtlichen Register aus Westpreußen werden innerhalb Deutschlands im Landesarchiv Berlin, bzw. (soweit jüngeren Datums) im Standesamt I in Berlin verwahrt.

Die in der Provinz Westpreußen verbliebenen standesamtlichen Register befinden sich heute in den zuständigen Standesämtern in Polen, wobei Register, die weiter als 100 Jahre zurückreichen, nach Maßgabe der Verordnung des Innen- und Verwaltungsministers vom 26.10.1998 über die Regeln der Beurkundung, der Führung von Standesamtsbüchern, deren Kontrolle, Aufbewahrung und Sicherung sowie über Muster der Personenstandsurkunden, Abschriften, Bescheinigungen und Protokolle, kontinuierlich an die zuständigen polnischen Staatsarchive abzugeben sind. In den zum Zeitpunkt der Abgabe jeweils zuständigen Staatsarchiven in Polen befinden sich auch die erhalten gebliebenen Zivilstandsregister, Dissidentenregister und Kirchenbuchzweitschriften. In den zum Zeitpunkt der Abgabe jeweils zuständigen Staatsarchiven in Polen befinden sich auch die erhalten gebliebenen Zivilstandsregister, Dissidentenregister und Kirchenbuchzweitschriften.

Ein Online-Gesamtverzeichnis mit Angaben zu den heutigen Lagerorten aller erhalten geblieben Standesamtsregister aus Westpreußen finden Sie auf dieser Seite.

Weiterführende Literatur:

Standesregister und Personenstandsbücher der Ostgebiete im Standesamt I in Berlin - Gesamtverzeichnis für die ehemaligen deutschen Ostgebiete, die besetzten Gebiete und das Generalgouvernement, Verlag für Standesamtswesen, Frankfurt/Main und Berlin 1992

Anna Laszuk (Hrsg.: Naczelna Dyrekczja Archiwów Panstwowych - Centralny Osrodek Informacji Archiwalnej, Ksiegi metrykalne i stanu ciwilnego w archiwach panstwowych w Polsce [Bestandsverzeichnis der in den polnischen staatlichen Archiven verwahrten Standesamtsregister, Zivilstandsregister und Kirchenbuchzweitschriften], Warszawa [Warschau] 1998, 3. Auflage 2003

Marianne Stanke, Westpreußische und pommersche Personenstandsregister der Jahre 1874 bis 1896 im Staatsarchiv Danzig in: Ostdeutsche Familienkunde Band XIV (1997), Seite 377 ff. und die nachstehend unter "Kirchenbücher" genannten Veröffentlichungen, die teilweise auch Standesamtsregister berücksichtigen

Tomasz Brzózka (Hrsg. Verlag für Standesamtswesen), Deutsche Personenstandsbücher und Personenstandseinträge von Deutschen in Polen - 1898-1945 [Niemieckie ksiegi stanu cywilnego w Polsce] Frankfurt/Main 2000

Max Bär, Die Kirchenbücher der Provinz Westpreußen, Danzig 1908 (enthält auch Angaben zu den Zivilstandsregistern und Kirchenbuchzweitschriften und ist als Nachweis der vor den beiden letzten Kriegen vorhanden gewesenen Bestände eine unentbehrliche Hilfe) - Download


 

Kirchenbücher

Die erhalten gebliebenen Kirchenbücher der westreußischen evangelischen Kirchengemeinden werden innerhalb Deutschlands im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin verwahrt.

Eine große Anzahl von Kirchenbüchern westpreußischer katholischer Kirchengemeinden befand sich bis Juni 2002 im Bischöflichen Zentralarchiv in Regensburg. Diese Bücher wurden dann an die zuständigen Diözesanarchive in Polen abgegeben. In Regensburg stehen allerdings nach wie vor Mikrofilme bzw. Mikrofiches der ursprünglich dort verwahrten Originalkirchenbücher zur Verfügung.

Mikrofilme von Kirchenbüchern verschiedener katholischer und evangelischer Kirchengemeinden sind zudem im Sächsischen Staatsarchiv, Abt. Deutsche Zentralstelle für Genealogie, in Leipzig vorhanden.

In Westpreußen verbliebene Kirchenbücher evangelischer Gemeinden lagern heute in der Regel in den staatlichen polnischen Archiven. Katholische Kirchenbücher befinden sich innerhalb Polens entweder bei den existent gebliebenen katholischen Gemeinden, in den zuständigen kirchlichen Diözesanarchiven und vereinzelt auch in den staatlichen polnischen Archiven.

Die innerhalb Deutschlands zugänglichen Kirchenbuchbestände sind überwiegend (nicht vollständig !) von der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen) verfilmt worden und deshalb in der Regel auch über die Genealogie Archive der Mormonen zugänglich. Die Mormonen verfügen darüber hinaus auch über umfangreiche Mikrofilme von in Polen lagernden Kirchenbüchern beider Konfessionen.

Ein Online-Gesamtverzeichnis mit Angaben zu den Lagerorten aller erhalten gebliebenen Kirchenbücher aus Westpreußen gibt es auf dieser Seite.

Weiterführende Literatur:

Max Bär, Die Kirchenbücher der Provinz Westpreußen, Danzig 1908 (enthält auch Angaben zu den Zivilstandsregistern und Kirchenbuchzweitschriften und ist als Nachweis der vor den beiden letzten Kriegen vorhanden gewesenen Bestände eine unentbehrliche Hilfe) - Download

Richard Rose, Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen Ost- und West-Preussens, nebst einem Verzeichnis der Militär-Kirchenbücher der Provinz West-Preussen und der katholischen Kirchenbücher der Diözese Ermland, Papiermühle 1909

Marianne Stanke, Katholische Kirchenbücher in Ost- und Westpreußen (Stand 1999), Selbstverlag, Bonn 2000

Paul Mai, Die katholischen "Ostkirchenbücher". Eine archivalische Odyssee durch 60 Jahre in: Archiv für Familiengeschichtsforschung Heft 2/2002, S. 83 ff. (mit einem von J. Mayerhofer, A. Keseberg und Manuel Aicher erstellten Verzeichnis der an die polnischen Diözesen übergebenen Kirchenbücher, S. 95 ff.)

Reinhold Heling, Kirchenbücher und andere Personenstandsunterlagen aus Ost- und Westpreußen in außerdeutschen Archiven. Über Verzeichnisse ost- und westpreußischer Kirchenbücher und Personenstandsregister. Eine Übersicht und eine Vorbemerkung in: Altpreußische Geschlechterkunde Neue Folge, Band 23 (1993), Seite 193 ff.

Rafal Wolski, Familienkundliche Quellen in den Beständen des Staatsarchivs in Allenstein in: Altpreußische Geschlechterkunde Neue Folge, Band 23 (1993), Seite 203 ff.

Wolf Konietzko, Römisch-katholische Kirchenbücher in den Gemeindearchiven und im Diözesanarchiv der Diözese Kulm in: Altpreußische Geschlechterkunde Neue Folge, Band 23 (1993), Seite 227 ff.

Reinhold Heling, Die katholischen Kirchenbücher im Ermländischen Diözesanarchiv in Allenstein in: Altpreußische Geschlechterkunde Neue Folge, Band 23 (1993), Seite 245 ff.

Kurt Eckert/Reinhard Wenzel, Kirchenbücher und Personenstandsunterlagen im Staatsarchiv Danzig in: Altpreußische Geschlechterkunde Neue Folge, Band 23 (1993), Seite 253 ff. und Band 27 (1997), Seite 151 ff.

Reinhold Heling, Ost- und westpreußische evangelische Kirchenbücher in Stettin, in: Altpreußische Geschlechterkunde Neue Folge, Band 23 (1993), Seite 261 ff.

Kurt Fünfeich, Familienkundliche Quellen in den Beständen des Staatsarchivs Bromberg in: Altpreußische Geschlechterkunde Neue Folge, Band 26 (1996), Seite 213 ff.

Kurt Fünfeich, Weitere Mitteilungen zu familienkundlichen Quellen in den Beständen des Staatsarchives Bromberg und anderer Einrichtungen in: Altpreußische Geschlechterkunde Neue Folge, Band 28 (1998), Seite 345 ff.

Hans-Jürgen Wolf, Katholische und evangelische Kirchenbücher im Staatsarchiv Bromberg in: Altpreußische Geschlechterkunde Neue Folge, Band 27 (1997), Seite 174 ff.

Marianne Stanke, Westpreußische und pommersche Kirchenbücher im Staatsarchiv Danzig in: Ostdeutsche Familienkunde Band XIV (1997), Seite 369 ff.

Marianne Stanke, Katholische Kirchenbücher in den Pfarreien des Bistums Danzig in: Ostdeutsche Familienkunde Band XIV (1997), Seite 375 ff.

Christoph Detmer, Die Bestände der röm.-kath. Pfarreien der Diözese Ermland im Staatsarchiv Allenstein in: Altpreußische Geschlechterkunde Neue Folge, Band 28 (1998), Seite 349 ff.

Wolfgang Eger, Verzeichnis der Militärkirchenbücher in der Bundesrepublik Deutschland (neue Bundesländer - Römisch-Katholische Kirche), Neustadt/Aisch 1996

Fritz Mertinat, Die evangelischen Kirchenbucheintragungen der Grenzmark, Sonderheft der Grenzmärkischen Heimatblätter 1939


 

Adressbücher

Eine Zusammenstellung von westpreußischen Adressbüchern enthält das GenWiki. Siehe ergänzend dazu:

Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche.
I. Das Königreich Preußen
4. Lieferung (4. Band): Provinz Westpreußen:
1. Auflage, Berlin 1880 - Download
2. Auflage, Berlin, 1885,
3. Auflage, Berlin, 1894
4. Auflage, Berlin, 1903
5. Auflage, Berlin, 1909

Niekammers Landwirtschaftliches Güter-Adressbuch
Band 2 erschienen als:
Westpreußisches Güter-Adressbuch, Stettin 1903

Güter-Adressbuch für die Provinz Westpreußen, 2. Auflage, Leipzig 1912

Landwirtschaftliches Güter-Adreßbuch für die Provinz Grenzmark Posen-Westpreußen sowie den Freistaat Danzig und den Regierungsbezirk Marienwerder, 3. Auflage, Leipzig 1922

Erwin Spehr, Landwirtschaftliche Adreßbücher, eine Quelle für den Familienforscher in: Altpreußische Geschlechterkunde Neue Folge, Band 16 (1986), Seite 371 ff. (mit weiterführenden Hinweisen zum Adressbuchwesen und Standortnachweisen für die vorstehend angesprochenen Bücher)


 

Pfarrerverzeichnisse

Daniel Heinrich Arnoldt, Kurzgefaßte Nachrichten von allen seit der Reformation an den Lutherischen Kirchen in Ostpreußen gestandenen Predigern, Königsberg 1777
Ludwig Rhesa, Kurzgefaßte Nachrichten von allen seit der Reformation an den evangelischen Kirchen in Westpreußen angestellten Predigern, Königsberg 1834 - Download
Friedwald Moeller, Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945

Band 1, Die Kirchspiele und ihre Stellenbesetzungen, Hamburg 1968 (Sonderschrift 11 Teil I des Vereins für Familienforschung in Ost- und Westpreußen e. V.)
Biographischer Teil, Erste Lieferung, Abegg-Brenner, Hamburg 1977 (Sonderschrift 11 Teil II des Vereins für Familienforschung in Ost- und Westpreußen e. V.)

Die Bearbeitung des Altpreußischen Pfarrerbuches wurde sodann konzeptionell und arbeitstechnisch umgestellt (vgl. dazu Reinhold Heling, Altpreußisches Evangelisches Pfarrerbuch - Eine Beschreibung des Vorhabens in: Altpreußische Geschlechterkunde Neue Folge, Band 10 (1977/78, Seite 285 ff.). Zwischenzeitlich ist ein "Zischenmanuskript" erschienen:

Das "Zwischenmanuskript" zum Altpreußischen evangelischen Pfarrerbuch
Band 1 - Abegg - Czypulowski, Hamburg 2012
Band 2 - Daase - Gyzicki, Hamburg 2013
Band 3 - Haack - Kytlickowski, Hamburg 2013
Band 4 - Laasch - Nutzelius, Hamburg 2013
Band 5 - Obereigner - Rzadtki, Hamburg 2014
Band 6 - Saalfeld - Szypulowski, Hamburg 2014
Band 7 - Tabor - Zywietz, Hamburg 2014
[= Quellen, Materialien und Sammlungen zur altpreußischen Familienforschung (QMS) Nr. 19/1 bis 19/7]


 

Lehrer- und Schülerverzeichnisse

Reinhold Heling, Personenverzeichnisse der Lehrerseminare - eine familienkundliche Aufgabe in: Altpreußische Geschlechterkunde Neue Folge, Band 19 (1989), Seite 309 ff.

Kurt Vogel, Die Verzeichnisse der Seminaristen der Lehrerseminare Kl. Dexen und Pr. Eylau 1816-1924, Hamburg 1993 (= Sonderschrift Nr. 72 des Vereins für Familienforschung in Ost- und Westpreußen e. V.).

Fritz Naunheim, Das Schullehrerseminar in Marienburg in Westpreußen
Die Zeit von 1812-1833 in: Altpreußische Geschlechterkunde Neue Folge, Band 18 (1988), Seite 8 ff.
Die Zeit von 1833-1855 in: Altpreußische Geschlechterkunde Neue Folge, Band 21 (1991), Seite 573 ff.
Die Zeit von 1856-1865 in: Altpreußische Geschlechterkunde Neue Folge, Band 23 (1993, Seite 299 ff.
Die Zeit von 1866-1886 in: Altpreußische Geschlechterkunde Neue Folge, Band 26 (1996), Seite 137 ff.
Die Zeit von 1887-1923 in: Altpreußische Geschlechterkunde Neue Folge, Band 27 (1997), Seite 353 ff.

Marianne Stanke, Collegium Marianum in Pelplin (Schülerverzeichnis 1858-1920), Selbstverlag, Bonn 2000

Hans Christoph Surkau, Die Absolventen der höheren Schulen Ost- und Westpreußens 1825-1915
Teil I Regierungsbezirk Danzig - 1. Band: Stadt Danzig, Hamburg 2016
Teil I Regierungsbezirk Danzig - 2. Band, Hamburg 2016
Teil II Regierungsbezirk Marienwerder - 1. Halbband Briesen - Graudenz, Hamburg 2019
Teil II Regierungsbezirk Marienwerder - 2. Halbband Löbau - Thorn, Register, Hamburg 2019
[= Quellen, Materialien und Sammlungen zur altpreußischen Familienforschung (QMS) Nr. 23/1 bis 23/4]


Online verfügbar ist die von der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung des Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische Forschung in Berlin veröffentlichte "Volksschullehrerkartei Preußens". Diese Datenbank enthält individuelle persönliche Angaben von Volksschullehrern und Volksschullehrerinnen in Preußen, beginnend mit dem Geburtsjahr 1856 (Datenbestand: rund 138.000 Datensätze).