Zur Gliederung der evangelischen Kirche in Westpreußen


 

Die Diözesaneinteilung der evangelischen Kirche ab 1773

Die Aufsicht über das protestantische Kirchenwesen wurde unmittelbar nach der Bildung der Provinz Westpreußen der Westpreußischen Regierung in Marienwerder übertragen, die insoweit als Konsistorialbehörde fungierte. Der Kreis Marienwerder (die Kircheninspektionen Marienwerder und Marienburg) blieb allerdings zunächst noch dem Ostpreußischen Konsistorium in Königsberg unterstellt. Gleichzeitig wurden die Angelegenheiten der wenigen reformierten Kirchengemeinden der Reformierten Kirchendirektion in Berlin übertragen. Zugleich wurden durch Ministerialerlass vom 17. Mai 1773 Inspektionsbezirke eingerichtet, deren Aufsicht einem Geistlichen mit dem Titel Inspektor übertragen war. Die Bezirkseinteilung stellte sich wie folgt dar: 

 

  • Elbing und Territorium mit 15 lutherischen und 2 Filialkirchen
     
  • Marienburg und die Kirchspiele des Kleinen Marienburger Werders
     
  • das Große Marienburger Werder und die Gebiete Tiegenhof und Barenhof
     
  • die pommerellischen Kirchspiele Schöneck, Mewe, Rauden, Dirschau, Stargard, Neu Paleschken, Schönberg, Rheinfeld, Klein Katz, Bohlschau und Krockow (war ursprünglich reformiert und wurde ab 15. Juli 1818 Simultankirche)
     
  • die pommerellischen Kirchspiele Konitz, Baldenburg, Hammerstein, Breitenfelde, Schönau, Elsenau, Preußisch Friedland, Peterkau und Dorsen, Bärwalde, Neuenburg (wurde bald darauf zur Schöneckschen Inspektion gelegt) und Schwetz
     
  • das Kirchspiel Schloppe nebst einigen in der Provinz Posen belegenen Kirchen
     
  • die Kirchspiele Neu Goltz, Märkisch Friedland, Brotzen, Kesburg, Lüben, Latzig, Gruno und einige in der Provinz Posen belegene Kirchen
     
  • die Kirchen in Graudenz, Kulm und Strasburg
     
  • im altpreußischen Teil der Provinz bestanden die Inspektionsbezirke Marienwerder und Riesenburg, die bis 1781 - soweit die Kirchen in den Ämtern Marienwerder und Rieseburg lagen - bzw. bis 1804 - soweit die Kirchen in den Erbämtern Schönberg und Deutsch Eylau lagen - den ostpreußischen Kirchenbehörden unterstanden.
     

Nach der Angliederung von Danzig an Preußen (1793) wurde zusätzlich die Inspektion Stolzenau eingerichtet und 1801 geteilt in die Inspektionen von Danzig, Danziger Höhe, Danziger Nehrung und Danziger Werder. Die Angliederung von Thorn an Preußen (1793) veranlasste die Vereinigung der dortigen Kirchen mit der Inspektion von Bromberg. Bis zur Neubildung der Provinz Westpreußen im Jahre 1815 haben die Benennungen der Inspektionskreise und die Zugehörigkeit der Kirchen in mehreren Fällen gewechselt.


 

Die Diözesaneinteilung der evangelischen Kirche ab 1816

Nach der Einrichtung eines Konsistoriums in Danzig im Jahre 1816 wurden die Kirchenkreise mit ihrer Zugehörigkeit zu den Regierungsbezirken in Übereinstimmung gebracht. Danach bestanden in der Provinz ab 1816 zunächst 15 Diözesen, denen die nachstehend genannten Kirchengemeinden zugeordnet waren.

 

Regierungsbezirk Danzig

  • Diözese Danzig-Stadt mit den elf städtischen Kirchen und den Kirchen von Weichselmünde und Hela
     
  • Diözese Danziger Höhe mit Gischkau, Löblau, Müggenhal, Ohra, Praust und Wonneberg
     
  • Diözese Danziger Nehrung mit Bohnsack, Kobbelgrube, Pröbernau und Schönbaum
     
  • Diözese Danziger Werder mit Gottswalde, Groß Zünder, Güttland, Käsemark, Letzkau, Nassenhuben, Osterwick, Reichenberg, Stüblau, Trutenau, Wossitz und Wotzlaff
     
  • Diözese Dirschau mit Berent, Bohlschau, Dirschau, Klein Katz, Neu Paleschken, Putzig, Rambeltsch, Rheinfeld, Schönberg, Schöneck, Sobbowitz und Stargard
     
  • Diözese Elbing mit den fünf städtischen Kirchen und denen zu Fürstenau, Groß Mausdorf, Jungfer, Lenzen, Neuheide, Pomehrendorf, Preußisch Mark, Trunz und Zeyer
     
  • Diözese Marienburg mit Altfelde, Fischau, Katznase, Lichtfelde und Loosendorf (beide an sich zum Regierungsbezirk Marienwerder gehörig), Marienburg, Stalle und Thiensdorf
     
  • Diözese Neuteich mit Altmünsterberg, Barenhof, Barendt, Fürstenwerder, Groß Lesewitz, Groß Lichtenau, Kunzendorf, Ladekopp, Marienau, Neukirch, Neuteich, Schadwalde, Schöneberg, Tannsee, Tiegenhof, Tiegenort und Wernersdorf.
     

 Regierungsbezirk Marienwerder 

  • Diözese Bischofswerder mit Bellschwitz, Bischofswerder mit Groß Peterwitz, Deutsch Eylau, Freystadt, Gollub, Groß Leistenau mit Groß Ksionsken (Hohenkirch), Groß Plauth, Groß Tromnau mit Neudörfchen, Klein Tromnau, Langenau mit Goldau, Lautenburg mit Löbau, Raudnitz mit Frödenau, Sommerau mit Groß Herzogswalde, sowie Strasburg
     
  • Diözese Deutsch Krone mit Brotzen (nebst Marchlin, Prochnow, Petznik und Zacharin), Deutsch Krone, Jastrow, Latzig (nebst Langhof und Hansfelde), Lüben (nebst Hohenstein und Appelwerder), Märkisch Friedland (nebst Henkendorf, Wordel, Lobitz und Zadow), Neugolz (nebst Kesburg, Hoffstädt, Damlang, Klausdorf und Daber), sowie Schloppe (nebst Eichfier, Buchholz, Drahnow, Zützer, Gollin und Tütz
     
  • Diözese Flatow mit Flatow, Grunau (nebst Batrow und Marienfelde), Krojanke, Tarnowke (nebst Ossowke und Petzewo), Vandsburg (nebst Pempersin) und Zempelburg
     
  • Diözese Konitz mit Bärenwalde (nebst Stolzenfelde und Klausfelde), Baldenburg, Breitenfelde (nebst Krummensee, Wusters, Gotzkau, Groß Peterkau und Darsen), Elsenau (nebst Ruthenberg, Rittersberg und Pagdanzig), Hammerstein nebst Wehnershof), Jaschienitz, Konitz, Landeck, Preußisch Friedland, Schönau (nebst Demmin), Schwetz (nebst Bukowitz) und Tuchel
     
  • Diözese Kulm mit Graudenz, Kulm, Kulmsee, Mewe, Neuenburg, Rauden und Rehden, sowie den dieser Diözese im Jahre 1820 zugeordneten Kirchen in Jaschienitz und Schwetz
     
  • Diözese Marienwerder mit Christburg, Finkenstein (nebst Groß Albrechtau), Garnsee (nebst Niederzehren), Groß Krebs, Groß Nebrau, Groß Rohdau, Marienwerder, Riesenburg (nebst Dakau), Riesenkirch (nebst Riesenwalde), Rosenberg und Stuhm (nebst Kletzewko)
     
  • Diözese Thorn mit Gremboczin (nebst Rogowo und Leibitsch), Gurske und den städtischen Kirchen in Thorn. 

 

Die Diözesaneinteilung der evangelischen Kirche bis 1918

Infolge der starken Zunahme der Kirchengemeinden und der Neueinrichtung von Pfarrbezirken hat im 19. Jahrhundert nochmals eine Neueinteilung der Diözesen stattgefunden. Neben einer reformierten Kircheninspektion für die reformierten Kirchengemeinden in Danzig, Elbing und Thorn, bestand für das 17. Armeekorps auch eine Militärkircheninspektion für die Divisonspfarrer in Danzig, Deutsch Eylau, Graudenz und Thorn, sowie die mit der Militärseelsorge beauftragten Zivilgeistlichen in Hammerstein, Kulm, Marienburg, Marienwerder, Osterode/Ostpreußen, Preußisch Stargard, Riesenburg, Rosenberg, Soldau/Ostpreußen, Stolp/Pommern und Strasburg. Unter Beibehaltung der Gliederung nach Regierungsbezirken bestanden bis Ende 1918 die nachstehend genannten 20 Diözesen mit den einzelnen evangelischen Pfarr- und Kirchengemeinden:

 

Regierungsbezirk Danzig

  • Diözese Danzig-Stadt: St. Barbara (2), St. Bartholomäi, St. Johann (2), St. Katharinen (2), Hl. Leichnam, St. Marien (3), St. Salvator, St. Trinitatis (2), Diakonissenhauskirche (2), Heubude, Lutherkirche Langfuhr (2), Christuskirche Langfuhr, Neufahrwasser, Schidlitz, Weichselmünde
     
  • Diözese Danziger Höhe: Dirschau, Gischkau, Kladau, Löblau, Meisterswalde, Müggenhahl, Ohra, Praust, Rambeltsch, Sobbowitz, Wonneberg, Groß Turse, Swaroschin
     
  • Diözese Danziger Nehrung: Bahrenhof (mit Fürstenwerder), Bohnsack, Neukrug, Pröbbernau, Schönbaum, Schöneberg, Steegen, Tiegenhof, Tiegenort
     
  • Diözese Danziger Werder: Gottswalde, Güttland, Käsemark, Letzkau, Osterwick, Reichenberg, Stüblau, Trutenau, Wossitz, Wotzlaff, Groß Zünder
     
  • Diözese Elbing: Hl. Dreikönige (2), Hl. Leichnam (2), St. Annen (2), St. Marien (3), St. Paulus, Fürstenau, Jungfer, Lenzen mit Dörbeck, Groß Mausdorf, Neuheide, Pomehrendorf, Preußisch Mark, Trunz, Zeyer
     
  • Diözese Karthaus: Hoppendorf, Karthaus, Mariensee, Mirchau, Rheinfeld, Schönberg, Sierakowitz, Stendsitz, Sullenschin
     
  • Diözese Marienburg: Altfelde, Barendt, Fischau, Gnojau, Katznase, Kunzendorf, Ladekopp, Groß Lesewitz, Groß Lichtenau, Marienau, Marienburg, Neukirch, Neuteich, Prangenau, Schadwalde, Stalle, Tannsee, Thiensdorf, Wernersdorf
     
  • Diözese Neustadt: Bohlschau, Friedenau, Hela, Klein Katz, Krockow, Lessnau, Neustadt, Oliva, Putzig, Rahmel, Smasin, Zoppot
     
  • Diözese Stargard-Berent: Berent, Bordzichow, Grüntal, Hütte, Krangen, Lippusch, Neubarkoschin, Neu Paleschken, Neufietz, Pogutken, Poldersee, Preußisch Stargard, Schöneck, Skurz.

 

Regierungsbezirk Marienwerder

  • Diözese Briesen: Briesen, Gollub, Goßlershausen, Hohenkirch, Osterbitz, Rheinsberg, Schönsee, Villisass, Wittenburg
     
  • Diözese Deutsch Krone: Brotzen (mit Machlin), Deutsch Krone, Eichfier (mit Buchholz und Jagolitz), Groß Wittenberg (mit Kappe und Rose), Groß Zacharin(mit Doderlage, Flacksee und Klein Zacharin), Jastrow (mit Plietnitz und Straßfort), Latzig (mit Hansfelde und Damlang), Lebehnke, Lüben (mit Appelwerder Hohenstein, Petznik und Prochnow), Märkisch Friedland (mit Henkendorf, Wordel und Zadow), Neugolz (mit Klausdorf, Hoffstädt und Keßburg), Rosenfelde (mit Schrotz), Schloppe (mit Drahnow, Gollin, Trebbin), Tütz (mit Preußendorf), Zippnow (mit Rederitz und Neu Zippnow), Zützer
     
  • Diözese Flatow: Flatow mit Kleschin (2), Groß Loßburg, Grunau (mit Battrow und Marienfelde), Kamin, Königsdorf, Krojanke, Obendorf-Sossnow, Sypniewo, Tarnowke (mit Ossowke, Sakollnow und Petzewo), Vandsburg (mit Pempersin und Sittnow), Zempelburg
     
  • Diözese Konitz: Bagnitz, Czersk, Friedrichsbruch, Groß Schliewitz, Iwitz, Kensau, Konitz (2), Mockrau, Rittel, Tuchel
     
  • Diözese Kulm: Graudenz (3), Groß Leistenau, Groß Lunau, Kokotzko, Kulm (2), Lessen, Lissewo, Mockrau, Piasken-Rudnick, Plutowo-Trebis, Rehden
     
  • Diözese Marienwerder: Christburg (2), Garnsee, Groß Krebs, Groß Nebrau, Groß Tromnau (mit Neudörfchen), Lichtfelde, Losendorf, Marienwerder (3), Mewe (mit Münsterwalde), Niederzehren, Rehhof, Sedlinen, Rauden, Stuhm
     
  • Diözese Rosenberg: Belschwitz (mit Klein Tromnau), Bischofswerder (mit Groß Peterwitz), Deutsch Eylau (2), Finckenstein (mit Groß Albrechtau), Freystadt (mit Groß Plauth und Guhringen), Groß Rohdau (mit Dakau), Langenau (mit Goldau), Raudnitz (mit Frödenau), Riesenburg (2), Riesenkirch (mit Riesenwalde), Rosenberg, Sommerau (mit Groß Herzogswalde)
     
  • Diözese Schlochau: Baldenburg, Barkenfelde, Elsenau (mit Bärenwalde und Ruthenberg), Flötenstein, Groß Peterkau (mit Heidemühl), Hammerstein (mit Wehnershof), Landeck (mit Prützenwalde, Krummenfließ, Breitenfelde und Krummensee), Prechlau, Preußisch Friedland (2), Sampohl, Schlochau, Schönau (mit Demmin und Dolgen), Stegers (mit Gotzkau und Rittersberg)
     
  • Diözese Schwetz: Bukowitz, Bülowsheide, Gruppe, Grutschno, Jeschewo, Lianno, Lubiewo, Neuenburg, Osche, Schirotzken, Schmentau, Schwetz (2), Waldau, Warlubien
     
  • Diözese Strasburg: Forsthausen, Gorzno, Griewenhof, Grischlin, Hermannsruhe, Konojad, Lautenburg (mit Langendorf und Kolonie Brinsk), Löbau, Lonkorsz, Neumark, Strasburg (2)
     
  • Diözese Thorn: Groß Bösendorf, Gostgau, Grabowitz, Gramtschen (mit Groß Rogau und Leibitsch), Gurske, Kulmsee, Lulkau, Ostrometzko, Ottlotschin, Podgorz, Rentschkau, Rudak-Stewken, Seglein, Thorn-Altstadt (2), Thorn-Neustadt, Thorn-St. Georg. 

 

Weiterführende Literatur:

Max Bär, Die Behördenverfassung in Westpreußen seit der Ordenszeit, Danzig 1912 (Reprint als Sonderschrift Nr. 62 des Vereins für Familienforschung in Ost- und Westpreußen e. V., Hamburg 1989)

Heinz Neumeyer, Kirchengeschichte von Danzig und Westpreußen in evangelischer Sicht, 2 Bände,
Band I, Von den Anfängen der christlichen Mission bis zum Ende des 18. Jahrhunderts, Leer 1971
Band II, Die evangelische Kirche im 19. und 20. Jahrhundert, Leer 1977

Iselin Gundermann/Walter Hubatsch, Die evangelischen General-Kirchen- und Schulvisitationen in Ost- und Westpreußen 1853-1944, Göttingen 1970

Walter Hubatsch, Die evangelischen General-Kirchenvisitationen in den von Ost- und Westpreußen sowie Posen abgetretenen Kirchenkreisen, Göttingen 1971.